Die MELT-Ing GmbH aus Mannheim macht aus jeder Gartenhütte eine Burg

Hallo Sebastian, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei MELT kurz vor:

Hi, vielen Dank für die Einladung. Das mache ich gerne. Aktuell sind wir noch ein relativ kleines Team, bestehend aus drei Personen. Frederik und ich sind die Geschäftsführer und operativ im Startup tätig. Wir haben uns im gemeinsamen Verfahrenstechnik-Studium an der Hochschule Mannheim kennengelernt. Das war vor 14 Jahren. Wir haben seitdem an vielen gemeinsamen Projekten gearbeitet, die meistens irgendwas mit erneuerbaren Energien zu tun hatten. In unserer Arbeit am Technologie- und Transferzentrum CeMOS der HS Mannheim haben wir uns im Rahmen von unzähligen Forschungsprojekten vor allem intensiv mit den Themen Wärmeerzeugung, Wärmespeicherung und Wärmedämmung auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang ist dann auch die Gründungsidee für MELT entstanden. Der Dritte im Bunde ist unser ehemaliger Chef und Professor Matthias Rädle. Seine Erfahrung und sein riesiges Netzwerk sind für uns Gold wert.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Klar, die MELT-Ing GmbH ist eine Green Tech Ausgründung der Hochschule Mannheim. Wir entwickeln großflächige und frei skalierbare Wärmespeicherplatten, die in die Gebäudehülle von Häusern in ökologischer Leichtbauweise integriert werden können. Sie heißen MELT Plates und helfen die Raumtemperatur zu stabilisieren. Somit ist es möglich, in Gebäuden mit kleiner thermischer Masse, einen passiven Überhitzungsschutz im Sommer und eine Wärmepufferung im Winter zu realisieren.

Welches Problem wollt Ihr mit MELT lösen?

Massivhäuser sind nach wie vor der Standard in Deutschland, obwohl das aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll ist. Das ist historisch so gewachsen und liegt u. a. an einigen Vorurteilen gegenüber dem Leichtbau. Die meisten davon sind inzwischen haltlos. Das Argument, Gebäude, die in Leichtbauweise errichtet wurden, hätten eine geringe thermische Speichermasse, was vor allem im Sommer zu Überhitzungsproblemen führen kann, ist aber real. Mit MELT Plates ist es möglich diese Überhitzung zu verhindern. Wir schaffen quasi mit dünnen Schichten unseres Materials in der Gebäudehülle, aus thermischer Sicht, einen schweren, wenn gewünscht einen sehr schweren, Massivbau. Zum Vergleich: 1,2 cm MELT Plate haben im gewünschten Temperaturbereich die gleiche Wärmespeicherfähigkeit wie 20 – 30 cm massive Betonwand. Das hilft nicht nur im Sommer, sondern verkürzt auch die Heizperiode durch passive Speichereffekte. Zudem ist es im Winter möglich, seine Wärmepumpe deutlich flexibler zu betreiben und somit dynamische Stromtarife oder die Energie vom eigenen Dach optimal zu nutzen. Wir hoffen so, möglichst viele Menschen zu einer Entscheidung für ökologischere Gebäude bewegen zu können.

Wie ist die Idee zu MELT entstanden ?

Wir arbeiten schon sehr lange im Hochschulkontext an regenerativen Energiesystemen, insbesondere im Bereich Wärme. In diesem Zusammenhang sehen wir einen großen Bedarf an intelligenten aber für die Endanwender nicht komplexen Speicherlösungen der mit der aufkommenden Bau- und Wärmewende noch größer wird bzw. geworden ist. Unser Produkt passt perfekt zu Entwicklungen wie Leichtbau, Wärmepumpe und Ressourceneffizienz und damit auch in unsere Zeit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter MELT erklären ?

Oma, wir können machen, dass du dich in deiner Gartenhütte fühlst wie in einer Burg. 😊

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Nicht grundlegend, nein. Wenn eher in der Art wie wir inzwischen die dahinterliegenden Technologien erläutern. Ich denke, dass liegt auch daran, dass wir in viele der „Fettnäpfchen“ schon im Rahmen unser Forschungstätigkeit treten konnten. Schon vor der Gründung war uns sehr wichtig, dass unsere Lösungen auch funktionieren.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Relativ klassisch. Wir sind ein produzierendes Unternehmen und verkaufen vorzugsweise B2B an Fertighausfirmen und Modulbauer aber auch als Bestandteil von (seriellen) Dachsanierungen. Aktuell sind wir auf der Suche nach Pilotkunden und Partnern im Baubereich. In diesem Zusammenhang begleiten wir aber gerne auch Einzelprojekte von Endkunden, auch wenn unser Produkt letztendlich eher auf die serielle Vorfertigung von Gebäuden zugeschnitten ist.

Neben der Gebäudeanwendung gibt es aber noch weitere Felder, in denen unsere Produkte gewinnbringend eingesetzt werden können. Beispielsweise zur Kapazitätserhöhung und Effizienzsteigerung von großen Wärmespeichern, die dringend benötigt werden, um beispielsweise industrielle Abwärme nutzbar zu machen. Aber auch für regenerative Nahwärmenetze sind solche Speicher optimal.

Wie genau hat sich MELT seit der Gründung entwickelt ?

Seit unserer Gründung letztes Jahr haben wir unsere Produktionstechnologie nochmal um einiges verbessert. Wir arbeiten ständig an der Effizienz einzelner Prozessschritte und achten dabei immer gleich auch auf eine einfache Skalierbarkeit und Umweltverträglichkeit der gesamten Wertschöpfung. Außerdem konnten wir erste Pilotprojekte umsetzen, die uns sehr zuversichtlich stimmen. Durch das Programm Startup BW Pre-Seed konnten wir unsere Finanzierung zur Erreichung der nächsten Meilensteine sichern. Dabei geht es z. B. um Zulassungsverfahren und IP.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Da wir erst sehr kurz dabei sind zum Glück noch nichts 😊

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Vor allem möchten wir so viele Pilotprojekte wie möglich durchführen um in einer Branche, die auf Vertrauen basiert, zu zeigen, dass wir da etwas entwickelt haben, das tatsächlich ein echtes Problem löst und möglicherweise bestehende Bedenken auszuräumen. Wir sind auf der Suche nach Partnern, die Lust haben mit uns neue Wege zu gehen und ein innovatives Konzept voranzubringen und damit die Bauindustrie ein kleines bisschen besser zu machen. Wir sehen in diesem Bereich auch viel Dynamik. Früher war alles auf möglichst dicke Dämmung ausgelegt, jetzt wird z.B. vom DGNB auch mehr an der Entbürokratisierung von Lösungen die direkt im Bau CO2 einsparen oder innovativ den Primärenergiebedarf senken gearbeitet. Hier wollen wir anknüpfen und uns Verbündete suchen. Sollte sich also eine Leserin oder ein Leser angesprochen fühlen, zögern Sie bitte nicht uns zu kontaktieren. Wir besprechen gerne mit Ihnen Ihr individuelles Projekt.

Vielen Dank für das Interview.

Sehr gerne, es hat Spaß gemacht!

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