Wir durften uns nach einer eindrucksvollen Führung durch die zwei so unterschiedlichen Gebäudeteile (Jugendstilvilla und moderner Anbau) im CoWirken mit Alicia, Mitgründerin und Geschäftsführerin und Bianca, Office- und Communitymanagerin, austauschen.
Liebe Alicia, kannst du uns kurz erzählen, wie ihr auf die Idee zu eurem Coworking Space „CoWirken“ gekommen seid?
Alicia: Während der Pandemie haben viele Unternehmen realisiert, dass sie Alternativen für ihre Mitarbeiter*innen anbieten müssen. In Berlin, München, Hamburg gibt es Coworking Spaces wie Sand am Meer – aber in der ländlichen Region war dies 2021 noch eine Seltenheit. Also haben wir die leerstehenden Flächen genutzt, um etwas innovatives in der Wirtschaftsregion Stuttgart zu bieten. Überall gibt es Personalmangel, Arbeitnehmer verbringen viel Zeit mit dem Auto auf der Straße, verbrauchen somit unnötig CO2, wobei sie die Zeit effektiver mit der Familie oder für ihre Freizeit nutzen könnten, wenn sie einen wohnortnahen Arbeitsplatz hätten . Wie können wir also mit einer Lösung nicht nur den Menschen sondern auch der Region helfen?
Aus diesem Gedanken entstand die Idee zu CoWirken. Meine Mutter Karin Feig ist stark in der Region verankert, bereits erfolgreiche Unternehmerin und sozial stark engagiert. Mit unserem gemeinsamen Wissen in der BWL und meiner Weiterbildung in CSR- und Nachhaltigkeitsmanagement eröffneten wir 2021 den ersten nachhaltigen Coworking Space der Region.
Habt ihr euch auf eine Zielgruppe fokussiert bzw. möchtet ihr hauptsächlich Schorndorf + Umkreis ansprechen oder auch Startups aus Stuttgart erreichen?
Alicia: Es gibt viele CoWirker, die gerade den Vorteil „wohnortnahes Arbeiten“ im Space nutzen und deshalb aus der nahen Region kommen. Hier arbeiten aber auch öfters Menschen aus dem Ausland oder von etwas weiter weg (Heidelberg o.ä.), die für ein paar Tage zu Besuch sind und einen professionellen Arbeitsplatz benötigen. Wir möchten vor allem UnternehmerInnen / Start-Ups aus der Wirtschaftsregion Stuttgart ansprechen, die wie einige andere im Space die Private Offices für sich und ihre Mitarbeiter nutzen um lange Pendelstrecken und somit viel CO2 auf dem Weg in die Stadt sparen.
Du hast ja bereits das Thema Nachhaltigkeit angesprochen. Wir lebt ihr das aus?
Alicia: Zum einen haben wir ein Energiekonzept im Haus. Wir planen eine Solaranlage, haben bereits Erdsonden und der Neubau wird mit Betonkerntemperierung gekühlt und geheizt. Wir drucken auf recyceltem Papier, jedoch so wenig wie möglich und erinnern uns gegenseitig daran, das Licht aus zu machen, um so ressourcenschonend wie möglich zu arbeiten. Neben einem gemeinschaftlich genutzten Kopierer für alle ansässigen Unternehmen achten wir auch bei unseren Kooperationspartnern zum Beispiel auf Produktherkunft und Produktion. Wie beispielsweise beim veganen Biocatering für die Tagungen / Konferenzen, welches frisch aus dem Unverpacktladen zubereitet wird (Bergerei). Oder unseren höhenverstellbaren Arbeitstische von Möbel Moll, einem Produzenten aus Gruibingen, der weitestgehend regional mit recycelten Materialien produziert.
Bianca: Wir achten auf die kleinen Dinge, wie unverpackte Spülmaschinentabs, recyceltes Toilettenpapier und Spülmittel aus natürlichen Inhaltsstoffen ohne Microplastik. Alles, damit wir die Umwelt nicht noch mehr belasten, als sie eh schon belastet wird.
Alicia: Ebenfalls bildet sich hier, eine gleichgesinnte Community. CoWirker fühlen sich von unseren ressourcenschonenden Handlungen angesprochen und sind gerne Teil davon oder möchten sogar auch ihre Arbeit oder Ideen zum Klimaschutz / zur Nachhaltigkeit einbringen. Dies ist kein Muss. Wir lernen alle voneinander und ermutigen uns gegenseitig. Wir freuen uns jedes mal über die Synergien, die sich im Haus ergeben. Auch durch unser 2023 eröffnetes Coaching- und Therapiezentrum stärken wir die Kombination aus Arbeit, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Wir erarbeiten gerade Impulsvorträge für CoWirker, UnternehmerInnen und Interessierte zu genau diesen Themenkreisen.
Seht ihr euch selbst noch als Startup?
Alicia:. CoWirken ist mittlerweile im regionalen Markt verankert und angekommen. Wir sind 2 Jahre, nachdem wir unseren Space eröffnet haben kein Start-Up mehr, dürfen mit Bianca und Heike seit Beginn des Jahres zwei neue Teammitglieder willkommen heißen und freuen uns sehr darüber, dass auch die ländliche Region ein so wichtiges innovatives Konzept angenommen hat.
Aber ihr könnt auf jeden Fall selbst Gründungserfahrung weitergeben und Menschen beim Gründen unterstützen?
Alicia: Definitiv.
Bianca: Es ist ja auch im Sinne der Nachhaltigkeit, junge Menschen zu unterstützen und Erfahrungen weitrezugeben. So sind wir bspw. dieses Jahr Teil des „Girlsday – Ich werde Chefin!“ 2023, welcher vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend organisiert wird. An diesem Tag haben wir acht junge, weibliche Menschen zu Besuch, die einen Einblick in den frauengeführten Coworking Space, sowie in die Selbständigkeit erhalten. Neben Alicia wird noch Tanja Mirlieb (Gründerin des Creative Cafés „Cafe_Tomja)) von zwei selbständigen Coaches interviewt, die auch im Haus ansässig sind. Vieles dreht sich an dem Tag darum, was die Ziele und Träume der Mädchen sind und was für Vorstellungen sie für ihre Zukunft haben und ob sie vielleicht auch mal „Chefin“ werden möchten. Mit gezeigten Best Practise Beispielen unsererseits.
Bietet ihr auch regelmäßig Veranstaltungen an?
Alicia: In 2022 fand neben der Kick-Off Veranstaltung, bei der wir verschiedene Unternehmen und Start-Ups aus der Region eingeladen haben, auch der Tag der offenen Tür und der Kreativ Tag mit Kunstausstellungen, Malworkshops für Kinder und einem Second Hand Kunstmarkt statt. Im Jahr 2023 werden die geplanten Impulsvorträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Arbeit und Gesundheit auch durch die Coaches und TherapeutInnen, die jetzt im integrierten Coaching- und Therapiezentrum wirken, ausgebaut. Die Themen Nachhaltigkeit, Arbeit und Gesundheit sollen CoWirker sowie auch Teams und Unternehmen in der Region ansprechen. Ansonsten gibt es noch die Veranstaltungen, Workshops, Team- und Führungskräfteseminare, die Unternehmen hier in unseren Räumen durchführen. Wir bieten hierfür moderne Tagungsräume im Neubau mit vollausgestatteter Seminartechnik, einer grünen Gartenoase hinterm Haus sowie einem Kreativ-Gewölbekeller mit Jugendstilcharme als Lunchspot oder Teamraum.
Hast du noch einen Tipp oder Trick, den du Neugründer*innen mitgeben willst?
Alicia: Glaub an dich und dein Konzept und scheu dich nicht, die vielen Angebote zur Unterstützung von der Erstellung von Businessplänen bis hin zur Förderungshilfe anzunehmen. Außerdem fragt man sich natürlich ob das angebotene Produkt / die angebotene Dienstleistung bei der gewünschten Zielgruppe so angenommen wird, wie man das möchte. Manchmal braucht es einfach Geduld, so wie auch bei CoWirken. Durch die Gründung während der Pandemie, mit einem neuen Konzept in einer eher ländlichen Region, haben auch wir zu Beginn etwas Geduld mitbringen dürfen. Doch das Vertrauen in sich und sein Konzept zahlt sich aus.
Abschließend die Fragen – Wo soll es im nächsten Jahr hingehen mit CoWirken?
Alicia: Wir freuen uns, dass die Community auch in 2023 um weitere CoWirker und UnternehmerInnen wächst, die sich in unseren Arbeits- und Tagungsräumen einmieten und wohlfühlen. Wir möchten den Teams nicht nur die Möglichkeit bieten, die modernen Seminarräume mit Gartenlounge oder das Kreativgewölbe in der Jugendstilvilla aus 1902 für Workshops o.ä. zu nutzen, sondern können ihnen auch Angebote der selbständigen Coaches und TherapeutInnen aus dem neu eröffneten Coaching- und Therapiezentrum bieten. Bspw: Ein Teamworkshop zum Thema „Strategische Entwicklung und Mitarbeiteraufstellung“ eines Unternehmens findet in unserem Tagungsraum Ambiente statt. Während der Mittagspause kann von der im Coaching- und Therapiezentrum ansässigen ZEN-Meditatorin eine geführte Lunch-Meditation in besonderen Räumlichkeiten stattfinden und im Anschluss ein geführtes Businesscoaching zum Thema „Teamwork“ statt. Der Nachmittag kann in der Gartenlounge bei Musik, veganem Catering und Sekt aus der Region ausgeklungen werden.
Alle Informationen zu den verschiedenen Coworking-Möglichkeiten, dem Coaching- und Therapiezentrum, Veranstaltungen sowie den Eventräumen, findet ihr auf https://cowirken.de/.
Quelle: Startup Region Stuttgart
Coworking-Spaces werden von meinen Freunden sehr gerne genutzt. Manchmal ist es einfach besser, woanders zu arbeiten und nicht nur das typische Büro zur Verfügung zu haben. Auch dass dort Geräte wie Drucker vorhanden sind, ist definitiv ein Pluspunkt.