Rollstuhlrad-Revolution: Die Geschäftsführerin von trivida® im Interview über eine inspirierende Reise

Hallo Christine, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei trivida kurz vor:

Ich bin Christine Pflaumbaum und arbeite seit 2020 als Geschäftsführerin von P + L Innovations, einem Unternehmen, das das trivida®-Rad herstellt. Mein Vater, Wolf-Dietrich Pflaumbaum, ist ebenfalls in der Geschäftsführung tätig und konzentriert sich derzeit hauptsächlich auf den Export unserer Räder. Zusammen mit Herrn Michael Eich, unserem Ingenieur und Produktmanager, bilden wir ein eingespieltes Trio, das in den letzten vier Jahren eng zusammengewachsen ist und gemeinsam zahlreiche Herausforderungen gemeistert hat. Unser Team umfasst außerdem die unverzichtbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung und im Vertrieb sowie die fleißigen Kräfte im Lager und in der Logistik, ohne die unser Betrieb nicht reibungslos laufen könnte. Eine bedeutende Rolle spielt auch unsere Markenbotschafterin Kristina Vogel, eine Spitzenathletin und Weltmeisterin im Bahnradsport, die seit einem Unfall querschnittsgelähmt und somit im Rollstuhl ist. Sie hat sich seit der Entwicklung intensiv mit der Nutzerfreundlichkeit des Rollstuhlrades trivida auseinandergesetzt und ihre Erfahrungen von Anfang an eingebracht.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?

Wir stellen das teilbare Rollstuhlrad trivida® her. Das Rad an einem handelsüblichen handbetriebenen Rollstuhl sichert die Mobilität von Rollstuhfahrer:innen und sollte im Alltag kein Hindernis darstellen. Wollen sich Rollstuhlfahrer:innen jedoch aus ihrem Rollstuhl auf eine andere Sitzfläche setzen, ist häufig das Rollstuhlrad im Weg und eine Barriere, die es zu überwinden gilt. Das gilt insbesondere bei einem sogenannten tiefen Transfer, bei dem die Betroffenen nicht ins Stehen kommen, sondern über den Rollstuhl auf die Sitzfläche übersetzten. Dabei kommt es häufig zu Stürzen und Verletzungen. Unser teilbares Rollstuhlrad trivida kann von der Mitte aus in drei gleich große Segmente zerlegt werden. Das jeweils obenstehende Segment wird einfach ausgeklickt, so dass eine komplett freie Fläche entsteht. Diese kann dann genutzt werden, um das Umsetzen auf die gewünschte Sitzfläche barrierefrei, sicher und sehr viel leichter zu ermöglichen. Man kann einfach rüberrutschen.

Welches Problem wollt Ihr mit trivida lösen?

Inklusion ist ein Menschenrecht, aber längst nicht in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen. Für Menschen im Rollstuhl bedeutet Inklusion vor allem ein Maximum an Barrierefreiheit. Wir bei trivida® haben es uns zur Aufgabe gemacht, Barrieren ein Stück weit abzubauen und Menschen im Rollstuhl ein selbstbestimmteres Leben möglich zu machen. Durch die Möglichkeit, das trivida®-Rad in drei gleich große Segmente zu zerlegen und das jeweils obenstehende Radteil auszuklicken, wird eine vollständig freie Fläche geschaffen, die ein barrierefreies und sicheres Umsetzen auf die gewünschte Sitzfläche ermöglicht. Somit erleichtert das trivida®-Rad den Nutzer:innen das Alltagsleben, gibt ein Stück Selbstständigkeit zurück und reduziert das Risiko von Unfällen und Verletzungen.

Wie ist die Idee zu trivida® entstanden?

Die Geschichte von trivida® begann schon vor vielen Jahren in Staufen am Fuße des Schwarzwaldes. Christian Czapek, ein Diplomdesigner und ehemaliger Schüler der Designlegende Luigi Colani, hatte bereits als Student die Vision, die Konstruktion des Rollstuhlrads zu verbessern, um das Leben für Rollstuhlfahrer:innen zu erleichtern. Als sein Bruder später auf einen Rollstuhl angewiesen war, wurde dieses Anliegen für ihn persönlich relevant und ließ ihn nicht mehr los. So gelang es ihm, das Rad praktisch „neu zu erfinden“, indem er ein stabiles Rollstuhlrad konstruierte, das in drei gleich große Segmente teilbar und einfach zerlegbar ist.Im Jahr 2019 traf mein Vater zufällig in einem Restaurant auf Herrn Czapek und sie kamen ins Gespräch – auch trivida war ein Thema. Mein Vater erkannte das Potenzial dieser Erfindung und die trivida-Reise begann. Gemeinsam mit unserem Spezialistenteam, das eine einzigartige Kombination aus Expertise, innovativen Ideen und technologischem Sachverstand vorweist, haben wir uns an die Weiterentwicklung des Rades gewagt. Das Rad ist während dieser Phase viel leichter geworden, wendiger und vor allen Dingen Nutzerfreundlicher. Vom ersten Prototypen bis zur vollständigen Serienreife des revolutionären Rollstuhlrades mit der intelligenten triatec-Technologie wurde jedes Detail sorgfältig durchdacht und auf die Bedürfnisse von Rollstuhlnutzer:innen abgestimmt.

Wie würdest Du Deiner Großmutter trivida erklären?

Liebe Oma,

stell dir vor, du sitzt in einem Rollstuhl und möchtest dich auf einen anderen Stuhl setzen. Du kannst deine Beine nicht nutzen, um dir beim Umsetzten zu helfen, und somit muss die ganze Kraft aus deinen Armen kommen. Aber jedes Mal, wenn du dich umsetzen möchtest, ist der obere Teil des Rollstuhlrades im Weg und du könntest an dem Rad festhängen und fallen. Das ist gefährlich und unpraktisch, oder? Unser spezielles Rollstuhlrad namens trivida kann man von der Mitte aus in drei Teile teilen, wie einen Kuchen. Wenn du dich umsetzen möchtest, nehmen wir einfach das obere Teil des Rades weg, so dass du genug Platz hast, um sicher auf den anderen Stuhl zu rutschen.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Das Konzept des trivida-Rades hat sich im Laufe der Jahre zwar nicht verändert, aber wir haben kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Technologie gearbeitet. Die Räder sind nun leichter und noch benutzerfreundlicher geworden. Außerdem haben wir verschiedene Add-ons wie die trivida®-Clips eingeführt, die die Verbindung der Räder zusätzlich sichern und so die Nutzung von Zuggeräten oder Hand-Bikes ermöglichen. Wir haben auch neue Kooperationskanäle erschlossen, wie zum Beispiel „Das Haus der Zukunft“ in Berlin, wo wir unsere Räder für Jedermann ausstellen. Auch unsere Arbeitsabläufe sind mittlerweile deutlich routinierter, was jedoch nicht bedeutet, dass wir im Gesundheitswesen nicht mehr flexibel und dynamisch agieren. Im Gegenteil, wir haben gelernt, dabei gelassener zu bleiben, Sicherheit gewonnen und unser Wissen vertieft. Dadurch können wir Konzepte und Strukturen leichter anpassen. Dennoch sind wir auch ein bisschen auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Unser Krankenkassensystem ist eine Herausforderung, welche uns doch überrascht hat. Wir haben uns aber gut darauf eingestellt und sind heute in der Lage, den Herausforderungen nachhaltig zu begegnen.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Unser Geschäftsmodell basiert auf einer engen Zusammenarbeit mit Sanitätshäusern und Rehatechnik-Fachhändlern. Durch die Partnerschaft mit uns können sie attraktive Einkaufskonditionen als Premium Partner erhalten und ihr Sortiment um innovative und entlastende Mobilitätslösungen erweitern. Darüber hinaus werden unsere Partner in der Händlersuche auf der trivida-Website aufgeführt und profitieren von unseren Werbe- und Marketingmaßnahmen.

Wie ist Euer Startup finanziert?

Unser Unternehmen wird hauptsächlich durch die Investitionen unserer Gesellschafter sowie durch die Erlöse aus den Verkäufen der trivida-Räder finanziert.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?

Im kommenden Jahr setzen wir weiterhin alles daran, das trivida®-Rad einem breiteren Publikum bekannt zu machen und insbesondere den Nutzen für Rollstuhlfahrer:innen und die Krankenkassen zu verdeutlichen. Wir planen auch Messeteilnahmen. Im April sind wir auf der ALTENPFLEGE in Essen vertreten, im Mai auf der OT-World, im Juni gemeinsam mit dem Sanitätshaus Stolle auf der IRMA und im September auf der RehaCare in Düsseldorf. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Krankenkassen davon zu überzeugen, dass die Versorgung ihrer Versicherten mit trivida-Rädern nicht nur die Lebensqualität und Selbstbestimmung verbessert, sondern auch finanzielle Mittel freisetzt, die wiederum für andere Bereiche der Versorgung genutzt werden können.

Vielen Dank für das Interview.

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